Heraldik
Heraldische Regeln
Die Gestaltung eines Wappens unterliegt strengen heraldischen Regeln, die aus mehreren Gründen beachtet werden sollten. Diese Regeln sorgen nicht nur für eine klare Identifikation, sondern auch für eine gewisse Einheitlichkeit und Verständlichkeit innerhalb der Heraldik. Diese Regeln beziehen sich beispielsweise auf die Farben (sogenannte "Tinkturen"), auf die Formen und Proportionen der Schilder, auf die verwendeten Symbole sowie auf den Wappenaufbau. Im Folgenden werden ausgewählte heraldische Regeln kurz und verständlich skizziert.

Farben in der Heraldik
Farbgebung ist ein essenzieller Bestandteil der Heraldik. Die Heraldik verwendet spezifische Farben, die nicht nur ästhetische, sondern auch symbolische Bedeutungen tragen. Die häufigsten Farben, die in der Heraldik verwendet werden, sind:
- Rot (Gules): Symbolisiert Tapferkeit, Stärke und Mut.
- Blau (Azure): Steht für Treue, Gerechtigkeit und Wahrheit.
- Grün (Vert): Repräsentiert Hoffnung, Freude und Wiedergeburt.
- Schwarz (Sable): Wird mit Trauer, Weisheit und Ernsthaftigkeit assoziiert.
- Lila (Purpur): Steht für Macht, Adel, Königreiche. Diese Farbe findet in der deutschen Heraldik selten verwendet. In England, Frankreich und Spanien ist diese Farbe gebräuchlicher.
- Gold (Or): Symbolisiert Reichtum, Macht und Großzügigkeit.
- Silber (Argent): Steht für Reinheit, Frieden und Unschuld.
Weitere sogenannte "natürliche" Farben sind braun, rosa oder grau. Diese
können beispielsweise für Fell, Haut oder Mauern Verwendung finden.
Es ist gemäß der heraldischen Farbregel nicht erlaubt, ein Metall direkt mit einem Metall oder eine Farbe direkt mit einer Farbe zu kombinieren. Ein Metall darf jedoch mit einer Farbe kombiniert werden (z.B. ein goldener Löwe auf rotem Grund oder ein blauer Schild mit einem silbernen Kreuz). Wie überall gibt es Ausnahmen von diesen Regeln, welche jedoch in der Heraldik sehr überschaubar sind.
Zusätzlich zu diesen Farben werden auch Muster und Texturen, wie Streifen, Punkte oder Schraffuren, verwendet, um Wappen zu differenzieren. In der Heraldik sind die Farben und Muster klar definiert.

Aufbau von Wappen
Ein Wappen besteht aus mehreren Elementen, die eine bestimmte Hierarchie und Symbolik tragen. Die wichtigsten Bestandteile eines Wappens sind:
1. Der Schild:
- Der Schild bildet das zentrale Element eines Wappens. Er zeigt die
heraldische Figur oder das Motiv. Seine Form kann variieren. Der Schild
kann auch von einem Rand (Bord) umgeben sein, der zusätzliche
Informationen oder Zugehörigkeiten vermittelt.
2. Der Helm:
- Über dem Schild befindet sich der Helm, der den Rang und Status des
Trägers symbolisiert. Die Form des Helms kann Unterschiede in der
sozialen Hierarchie darstellen. Der Helm ist häufig mit einer Decke oder
einem Wulst verziert.
3. Die Helmdecke:
- Die Decke ist ein Tuch, das den Helm umgibt und oft farblich mit
dem Wappen in Verbindung steht. Ursprünglich diente sie als
Sonnenschutz.
4. Die Helmzier:
- Die Helmzier krönt den Helm und besteht in der Regel aus einer
Kombination von heraldischen Elementen, wie z. B. Federn oder
Ornamenten.
5. Die Schildhalter:
- Diese sind in der Regel zusätzliche Figuren oder Objekte, die das Wappen umrahmen.
6. Der Wahlspruch:
- Zusätzlich zum visuellen Element kann ein Wappen auch einen
Wahlspruch enthalten, der die Prinzipien oder Ideale des Trägers in
lateinischer oder in der jeweiligen Landessprache widerspiegelt.

Formen von Wappen
Die Gestaltung von Wappen ist vielfältig und eine zentrale Rolle spielen die geometrischen Formen der Schilde, die als Träger der Wappenbilder fungieren. Hier sind beispielhaft einige der häufigsten geometrischen Formen von Wappen, insbesondere im europäischen Kontext:
- Der Franzosenschild (Nr. 1 im Schaubild): Diese spatenblattförmige Form gehört zu den am häufigsten verwendeten Schildformen in der Heraldik. Sie zeichnet sich durch eine breitere Oberseite und eine punktierte oder spitz zulaufende Basis aus.
- Iberischer Schild (Nr. 4): Diese Form zeichnet sich aus durch eine halbkreisförmige abgerundete Spitze in U-Form.
- Ovaler Schild (Nr. 13 im Schaubild): Die ovale Form ist weniger
verbreitet. Ursprünlich wurden sie für verheiratete Frauen verwendet.
- Alte deutsche Form (Nr. 14 im Schaubild): Diese Form zeichnet sich aus durch eine Einkerbung ("Tartsche"), welche der Plazierung der Lanze oder des Degens diente.
- Rautenschild (Nr. 16 im Schaubild): Diese Schildform ist vor allem in England gebräuchlich. Es wurde ursprünglich für nicht verheiratete Frauen verwendet.

In der Heraldik bezeichnet der Begriff "Schildteilung" die Art und Weise, wie ein Wappen in verschiedene Teile gegliedert ist. Diese Unterteilungen können unterschiedliche Formen und Anordnungen aufweisen. Hier sind die häufigsten Schildteilungen. Die Nummern beziehen sich auf das Schaubild.
1. Ungeteiltes Schild
2. Gespalten: Der Schild wird vertikal in zwei Hälften geteilt.
3. Schräglinksgeteilt: Hier erfolgt die Teilung diagonal von der oberen rechten zur unteren linken Ecke
4. Geteilt: Der Schild wird horizontal in zwei Teile geteilt. Der obere Abschnitt nennt sich auch Schildhaupt und der untere Abschnitt Schildfuß.
5. Schrägrechtsgeteilt: Die Teilung des Schildes erfolgt diagonal von der oberen linken zur unteren rechten Ecke.
6. Geviert: Der Schild wird in vier gleich große Teile unterteilt, die zwei oben und zwei unten liegen. Jedes der vier Felder kann unabhängig voneinander gestaltet sein und steht oft für verschiedene Linien.
7. Schräggeviert: Der Schild wird durch zwei diagonale Teilungslinien in vier Felder unterteilt.
8. Zweimal geteilt: Der Schild ist in drei horizontale Felder geteilt.
9. Zweimal gespalten: Der Schild ist in drei vertikale Felder geteilt.
Es gibt noch viele weitere Schildteilungen wie "im Deichselschnitt geteilt" oder "im Göpelschnitt geteilt", bei welchen die Teilungslinie Y-förmig ist.